Der Ort

Pulheim ist eine Mittelstadt mit knapp 55.000 Einwohner*innen im Einzugsgebiet von Köln (16 Autokilometer von der Kölner Innenstadt entfernt). Die typische Wohnform der Stadt ist die Eigenheimsiedlung, und die Vermarktung von Ackerflächen als Wohnbaugrundstücke spielt für den städtischen Haushalt seit den 1960er Jahren eine große Rolle.

Entsprechend findet sich im Stadtgebiet eine Vielzahl suburbaner Viertel, vom Maler-über das Planetenviertel zum Edelsteingarten. Der Edelsteingarten entstand als neuer Bauabschnitt vor 20 Jahren. Der größte Teil des Viertels ist von vier Reihenhaustypen eines Bauträgers geprägt. Der öffentliche Raum beschränkt sich auf die Straßen zur Erschließung der Grundstücke und einige Spielplätze; hohe Hecken definieren die Grenzen zwischen dem Privaten und Öffentlichen. Das Auto zum Pendeln zwischen Eigenheim und der Kernstadt Köln ist ein dominanter Faktor in der Siedlung. Einzige fußläufig erreichbare Nahversorgung war ein Kiosk mit DHL-Shop in der Saphirallee. Er wurde in diesem Jahr (2022) geschlossen.

„Wortlos, das heißt ohne Kraft des kultivierten Ausdrucks, lebt der Trabanten-Städter in einer Umwelt, deren Signale und deren Aufbau kaum noch etwas mit der Welterfahrung zu tun haben, in der sich bisher dem Menschen Wirklichkeit bekannt machte.“

Alexander Mitscherlich. Die Unwirtlichkeit unserer Städte (1965).

„Sonst hätten wir gewiss beide, glaube ich, etwas vorgezogen, das mehr Seele hat als dieses Haus in einer Neubausiedlung, wo alle Leute gleichaltrig sind und fast dasselbe Niveau haben...Das ist zu eintönig.“

Bewohnerinnenzitat aus: Pierre Bourdieu u.a. Der Einzige und sein Eigenheim (1989).

„Das eigene Heim (...) befindet sich in einem Raum, der als beständig imaginiert wird. Diesen Raum der Beständigkeit stellt das Land dar, zumindest in der städtischen Vorstellung. Dort ist das Ursprüngliche zu finden, und das ist vor allem die Natur. (...) In dieses idealisierte Bild soll sich das eigene Heim einfügen.(...) [D]ass das Ländliche nur die Fiktion einer »heilen Welt« ist, (...) wird dabei gerne übersehen. Das Paradoxe daran ist, dass gerade der Wunsch nach dem eigenen Heim als eines unverrückbaren Ortes (...) den Ort selbst mit dem sich dynamisch verändernden, entgrenzten urbanen Raum verbindet. Denn die eigene Lebensweise ist zutiefst städtisch, hat nichts mit dem Land oder gar mit landwirtschaftlicher Produktion zu tun. Sie ist abgelöst von einem spezifischen Ort, kann sich überall entfalten und steht in völligem Gegensatz zur Vorstellung vom eigenen Heim als etwas Beständigem.“

Kai Vöckler. Psychoscape. In: Deutschlandscape, Hg. Francesca Ferguson. Hatje Cantz (2004)