Die Bewohner*innen

Um ihre Wünsche, Sehnsüchte und Träume kennenzulernen, wurden Gespräche mit Bewohner*innen des Edelstein-gartens geführt. 

Im Folgenden sind einige Statements zusammengetragen, aus denen sich potentielle Tätigkeitsfelder für die Figur des Schmuckeremiten ableiten lassen.

Bewohner*innen-Interviews von 2021 und 2022, Auszüge zu den Themenfeldern


•      Individuelle Gestaltung / Norm
•      Nachbarschaft / Grenzen
(Einfriedung)
•      Freiheitsanspruch  / Ressourcen
(Energie, Mobilität. Flächenfraß, Versiegelung ...)

Individuelle Gestaltung /Norm

„Ich glaube, es würde nochmal einen Unterschied gemacht haben, wenn wir alle auf der sprichwörtlichen grünen Wiese gebaut hätten, also: ‚Das ist euer Grundstück, da könnt ihr eure Fantasien verwirklichen.‘ Da waren bei uns die Voraussetzungen etwas anders, da der Bauträger eben vier Haustypen angeboten hat und man gekuckt hat, welcher Haustyp passt einem, oder was ist in dem Haustyp noch an kleineren Dingen veränderbar? Aber diese wirkliche Gestaltungsmöglichkeit, zu sagen ‚wir setzen uns mal mit Papier und Bleistift oder mit so einem Computerprogramm hin und simulieren ein bisschen‘: das hat nicht stattgefunden. Insofern glaube ich, dass viele von uns sich dann über Einrichtungs- oder über kleinere Umgestaltungsdinge sich dem genähert haben, was so der ganz ursprüngliche Traum mal gewesen wäre. Aber nicht in dem Sinne von: Das ist jetzt alles ganz individuell und nur auf unsere Bedürfnisse hin zugeschnitten realisiert worden. Das ist durch die vorgegebenen Modelle so nicht möglich gewesen.“

„Ja, das sind ja verschiedene Charaktere in der Siedlung.“

„Ich nehme das als entspannt war. Weil Äußerlichkeiten nie eine Rolle gespielt haben. Ich konnte hier Samstagmorgens mit der zabeligen Jogginghose meine Brötchen holen. Das hat niemanden gestört.“

„Ich fand anfangs den Namen ganz schrecklich. Edelsteingarten, das klang für mich so abgehoben.“

„Aber zum Beispiel beim Thema Auto, da gibt es einen in der Straße, der sein Auto also wirklich immer wieder auf Vordermann bringt und seine Motorräder, der ist wirklich auch abends, nachts mit Licht unterwegs und da ist alles picobello. Der ist erst in sein Haus eingezogen, als auch jedes Bild hing und alles perfekt war für den Einzug. Mit den kommen wir gut zurecht, wie mit allen eigentlich. Es gibt einen anderen, der ist ein halber Hausmeister hier im Viertel(...)“

„Also letztendlich gibt es hier mehrere Kandidaten, die schon ein kleines bisschen verhaltensauffällig sind.“

Nachbarschaft /Grenzen (Einfriedung)

„Wir überlegen manchmal, uns vielleicht doch nochmal räumlich zu verändern. Also mein Mann überlegt das eher schon mal. Und ich sag immer, nee, ich will hier nicht weg wegen der Nachbarschaft. Ich finde das einfach so toll, weil das auch so gewachsen ist. Weil wir vor 20 Jahren hier zeitgleich eingezogen sind und wir größtenteils im gleichen Alter sind. Wir haben auch direkt angefangen, Dinge gemeinsam zu übernehmen. Es gab ein Straßenfest, das von der Baufirma selbst initiiert worden ist. In den ersten 5 Jahren haben die das Grillfleisch gestellt und wir sollten uns dann nur um die Orga vor Ort kümmern. Als der Bauträger das dann nicht mehr übernommen hat, haben wir das in Eigenregie weitergeführt. Das sind so Dinge, die sind entstanden.“

„Also hier bei uns nicht, aber in einem anderen Viertel gibt es die Jägerstube. Da ist Freitags, Samstagabend die halbe Nachbarschaft. Und unter der Woche ein Bierchen und dann nach einer halben Stunde wieder nach Hause, da funktioniert es noch. Aber sonst gibt es kaum noch wirkliche Kneipen um die Ecke.“

„Ganz am Anfang gab es da mal einen Kiosk, so die ganz klassische Wand mit Süßigkeiten: Ich hätte gerne für 50 Cent Lakritze. Zwei hiervon, drei davon. Da waren die Kinder, da sind auch die Eltern damals mitgekommen und haben sich dann auf dem Weg oder vor Ort getroffen. Das glaube ich, kann das jetzige Kiosk nicht mehr erfüllen.“

„Wenn überhaupt ist da ja eine Abgrenzung des Gartens zur Straße, (...) aber nur in den seltensten Fällen zu den Nachbarn.“

„Wenn ich jetzt die Siedlung sehe, speziell jetzt auch die Straße, dann hat das für mich so etwas wie im Veedel. Also so wirklich. Dass man so auf der Straße steht und sich unterhält. Das finde ich einen Vorteil hier.“

„Die ganze Straße ist eigentlich unser Marktplatz quasi. Man steht ganz oft draußen und man unterhält sich. Dann kommt Herr X mal mit dem Fahrrad vorbeigefahren biegt kurz ab oder wir halten bei dem vor der Haustür und so geht das dann weiter.“

„Ich denke wir haben das Empfinden, wann stört‘s, wann passt‘s. Wann möchte geplaudert werden und wann nicht?“

„Wir haben einfach geguckt: Preis-Leistung, passt das? Und mit den Nachbarn, das Eng auf Eng, das ist natürlich hier auch ein Risiko. Also wenn man sich hier nicht versteht oder sich einer hier nicht entsprechend sozial verhält, dann wird’s ungemütlich. Das muss man sagen. Aber hier ist doch eine große Rücksichtnahme.“

„Ja, der Weg, das ist dann so mein Umfeld. Die Rückseite da würde ich auch noch mit dazu nehmen. Ich muss sagen, ich wüsste jetzt gar nicht, wer zwei drei Reihen weiter wohnt. Also da habe ich keinen Kontakt.“

„Wir sind, vom Grundsatz schon so bürgerlich würde ich mal sagen, schon gehoben. Natürlich gibt es da auch feine Unterschiede, die mit den drei dicken Autos und die mit dem einen. Aber so im Großen und Ganzen, mit Kindern und von der Denkweise würde ich sagen, ist das schon so, also so mittelständisch geprägt.“

„Also ich habe beispielsweise ein Auto. Mit dem ich auch sehr glücklich bin. Ich fahre mit der Bahn, und andere fahren halt die teuren Autos. Was ihnen natürlich gegönnt sei. Man merkt dann schon hier, dass es auch soziale Unterschiede gibt, aber auf sehr hohem Niveau. Also wir gehen reiten mit meiner Tochter. Und dann war das schon so, der eine hat das eigene Pferd. Das ist jetzt nicht so, dass mich das stören würde. Das ist so.“

„Mit den Kindern waren wir mal auf dem Spielplatz. Aber das war dann auf die Kinder bezogen. Da war keine Kommunikation oder so. Wir haben schon mal Straßenfeste gemacht. Hier auf der Straße. Das war nett. Oder wir machen hier Public Viewing. Da nutzen wir die Straße. Aber ich sag jetzt mal so, die Wirtschaft auf der Ecke, die fehlt hier.“

„Also, es ist für die Kinder schön, weil die Spielplätze da sind. Aber dass ich sage, da setze ich mich jetzt irgendwo mal auf eine Bank und genieße mal den Edelsteingarten: Da muss ich passen.“

„Also da kann auch keiner reingucken. Dann ist da ja auch das Tor, das man schließen kann. Natürlich kommt da auch ein Einbrecher drüber, aber dass man da nicht mal so schnell drüber hüpfen kann. Und auch der Nachbar hat da die große Hecke. Das ist eigentlich so, dass da gar keiner mehr durch soll. Das ist schon Abschottung. Also das ist auch so ein bisschen geschützter Raum, wo ich sage da lade ich gerne Leute ein, aber da will ich ein bisschen für mich sein.“

„Wir haben so ein paar, da kannst du jederzeit klingeln, und da musst du auch nichts zurückgeben. Aber bei manchen, da würde ich nicht klingeln, weil die etwas reservierter sind. Wenn ich so ein Schwätzchen halte, dieses Einlassen auf ein Gespräch, einen Moment Zeit haben und einfach mal fragen „Och wie ist es?“, diese kleinen Momente, die sind es. Also nichts Tiefgreifendes. Und ich merke selber, manche habe ich so vor Augen, da frage ich nicht: ‚Wie geht es den Kindern?‘ Das ist mir irgendwie egal, da ist schon so eine Kälte. Da müsste ich überlegen, woran liegt das eigentlich?“

„Die Häuser sind ja im Prinzip gleich, und ich weiß nicht wer da so eine Mauer um sich baut.“

„Die Hunde haben die Kinder ersetzt. Am Anfang waren hier wirklich die Kinder mit Bobbycars unterwegs, mittlerweile sind es wirklich viele Hunde.“

„Man hat so den Eindruck, wenn man so ein zwei Querstraßen weiterfährt, das ist ein ganz anderes Baugebiet. Man kennt dann auch keinen mehr. Man kennt die Leute hier in der Straße, nur die unmittelbaren Nachbarn. Ein Haus weiter oder noch eins dahinter ist es schon fremd.“


Freiheitsanspruch / Ressourcen (Energie, Mobilität. Flächenfraß, Versiegelung)

„Ich bin eigentlich im Schrebergarten groß geworden. Ich bin gewohnt, eigenes Gemüse anzubauen. Dafür hat man hier einfach keinen Platz. Ich hätte zwar nicht die Zeit dafür, aber das ist etwas, das fehlt mir ein bisschen. Ich würde gerne mehr im Grünen machen.“

„Wenn wir alle Eigenheime hätten, dann wäre die Welt viel zu klein. Von daher fände ich es tatsächlich schon sinnvoller, kein Eigenheim zu besitzen. Gebe ich zu. Aus Klimagesichtspunkten wäre es wahrscheinlich sinnvoll, in einem höheren Mehrfamilienhaus zu wohnen.“

„Ich glaube allerdings tatsächlich, wenn ich vor der Entscheidung stünde, in ein Eigenheim umzuziehen oder aber eventuell klimafreundlicher in eine Wohnung in einem höheren Haus, würde ich mir tatsächlich Gedanken darüber machen.“

„Wir glauben, wir hoffen, dass wir schon sehr umweltbewusst unterwegs sind. Wir haben zum einen eine Zisterne, um Regenwasser aufzubewahren. Das war uns ganz wichtig. Da sind wir die einzigen in dem Bauabschnitt. Damit bewässern wir den Garten und benutzen das auch für die Toilettenspülung. Wir heizen mit einer Wärmepumpe, das ist auch besonders wichtig. Da sind wir auch die einzigen. Wir überlegen, Photovoltaik aufs Dach zu setzen und vielleicht, sogar mit dem Strom autark zu sein. Im Moment fahren wir nur noch Fahrrad anstatt Auto, um da auch umweltbewusster unterwegs zu sein. Wir kaufen Lebensmittel nur noch Bio. Wir versuchen das bestmögliche draus zu machen. Wir schränken uns nicht in allem ein, aber wir geben uns zumindest größte Mühe.“

„Sie sind jetzt eine Woche zu spät. Denn vor einer Woche hätten Sie hier noch ganz viele Wohnwagen, Wohnmobile gesehen. Wo die Nachbarinnen/Nachbarn zurückgekommen sind. In den letzten 2 Jahren ist das extrem geworden. Ja, dass auch bei uns die Nachbarinnen/Nachbarn diesen Trend dann irgendwie mitgemacht haben. Also das in kürzester Zeit auch 5-6 Wohnmobile, Wohnwagen angeschafft wurden. So um ungebundener zu sein, mal unterwegs sein zu können. Für viele ist es wirklich dieses Spontane, letztendlich unabhängig losfahren zu können. Es wirklich zu können. Können im Sinne von, nicht mehr auf alles Rücksicht zu nehmen.“

„Also der Nachteil hier ist: Keine Parkplätze.“

„Man merkt das, wenn man so Parkprobleme hat. Und wenn einer so drei dicke Schlitten hat oder vier und jetzt fängt das noch mit den Wohnmobilen an und man selber denkt: Hm. Oder wenn man dann Urlaub macht bei Oma und Opa, dann fällt einem das schon auf. Die einen fahren dann nach Amerika und verballern mal eben 10.000 €. Und wir fahren zu Oma und Opa. Da sind wir nicht die einzigen. Das ist dann so.”

„Als die Kinder noch klein waren, da kam ein Auto nach dem anderen. Das nervte auch und jetzt spielen sie nicht mehr auf der Straße.“

„Das nächste ist natürlich die Parkplatzsuche, die kurven dann zum Teil dreimal rum oder reservieren dann auch schon, wenn sie drei Autos haben und nur eine Garage: Den wegfahren und den nächsten hin. Also das ist schon krass.“

„Ich meine das nervt uns auch zum Teil, da haben die dann das Segelboot stehen und jetzt geht es mit den Wohnmobilen los.“

„Also, das muss man sagen, wir haben einen Wohnwagen. Ich glaube wir sind insgesamt 4 Camper, wenn man das mal so sammeln würde in der ganzen Straße. Damit will man raus, man schweift in die Ferne. (...) Der ist 9,5 Meterlang. (...)Wir waren in Griechenland diesen Sommer. Das war wirklich richtig, richtig toll.“