metmuseum, Johann Sadeler. Jacob, from the series Sylvae Sacrae Monumenta...Anachoretarum, 1593–94

Von den historischen Schmuckeremiten gibt es kaum aussagekräftiges Bildmaterial. John Bigg und die anderen hier abgebildeten Figuren sind keine Schmuckeremiten im eigentlichen Sinne. „Ihre Figuren schreiben sich dennoch in die Stimmung ein, in der sich die englische Mode für die Einsiedelei entwickelte“ (Antonio Lucci. 2019)

Der historische Schmuckeremit


Im 18.Jh. entwickelt sich mit dem englischen Landschaftsgarten eine neue Gartenform, die im Gegensatz zu den stark geometrisierten (französischen) Barockgärten steht.
Nun geht es nicht mehr um das Bezwingen der Natur. Vielmehr soll ein Illusionsraum entstehen, der wie ein begehbares Landschaftsgemälde verstanden wird. In dieser Zeit entwickelt sich auch die Idee, diese landschaftliche Szenerie mit einem lebenden Bewohner auszustatten. Der Schmuckeremit war Dienstleister, der einerseits eine schmückende Funktion in der Gesamt-Inszenierung des Landschaftsgartens innehatte und zugleich – wie bei einem Outsourcing – stellvertretend für die vielbeschäftigten Besitzer die Rolle des einfachen, bescheidenen oder gutmütigen Menschen verkörpern sollte.

„Um das Kunstwerk seines Parks zu vollenden, veröffentlichte Hamilton eine Zeitungsannonce und bot jedem 700 Pfund, der bereit war, "sieben Jahre in der Eremitage zu bleiben, wo er mit einer Bibel, einer Brille, einer Fußmatte, einem Strohsack als Kissen, einer Sanduhr als Zeitmesser, Wasser als Getränk und Nahrung aus dem Haus versehen werden sollte. Er musste ein wollenes Gewand tragen und durfte sich unter gar keinen Umständen die Haare, den Bart und die Nägel schneiden, nicht jenseits der Parkgrenzen herumstreunen oder auch nur ein Wort mit dem Diener wechseln."

Patrick Spät. 2016. Schmuckeremiten -die lebendigen Gartenzwerge. Telepolis, Heise online. https://www.heise.de/tp/features/Schmuckeremiten-die-lebendigen-Gartenzwerge-3209884.html?seite=all

Bodleian Libraries, John Bigg, the Dinton Hermit, 1787

„Eine bezeichnende Erscheinung für die Säkularisierung des Motivs sind die(...)Ziereremiten, die „ornamental hermits". Als Staffage haben sie eine ähnliche Funktion wie etwa der Gartenzwerg -nur daß sie zudem leben.(...)Die Hauptzeit für solche Ziereremiten lag zwischen 1740 und 1820. Ziereremit zu sein, scheint als regelrechter Beruf gegolten zu haben.“

Hans Ost. Einsiedler und Mönche in der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts. Düsseldorf: Rheinland-Verlag. S.53.

„Weder Gartenzwerge noch Asketen, waren die Schmuckeremiten vielmehr Performer des Verzichts, Ausdruck einer Epoche, für die Askese weiterhin begreifbar, deren ursprünglicher Inhalt jedoch zunehmend gleichgültig geworden war.“

Antonio Lucci. 2019. Askese als Beruf. Die sonderbare Kulturgeschichte der Schmuckeremiten. Wien: Turia + Kant. S.124.