• Mi_08. November_18.00 Uhr STADTBILD.INTERVENTION 2023 Oliver Gather im Gespräch mit Tanja Kodlin und Ramon Graefenstein

    Im Rahmen der Reihe “Stadtbild. Intervention. Projekte für Pulheim” hat die Kulturabteilung der Stadt Pulheim den Künstler Oliver Gather eingeladen, einen künstlerischen Eingriff im Stadtraum vorzunehmen. Der in Düsseldorf lebende Gather widmet sich in seinen künstlerischen Projekten häufig unserer Alltagsumgebung. Indem er sie mit frischem Blick künstlerisch untersucht, verhilft er den Orten unseres Zusammenlebens zu neuer Wertschätzung.

    Nach ausführlichen Recherchen im Pulheimer Stadtgebiet entschied sich Gather für einen Eingriff im Edelsteingarten. Mit dem verheißungsvollen Siedlungsnamen im Ohr untersuchte er die Wohnsehnsüchte der Bewohnerinnen und Bewohner des relativ jungen Eigenheimviertels. Im Zuge seiner Recherchen stieß er auch auf eine historische Stellenanzeige, in der ein englischer Adeliger des 18. Jahrhunderts einen „Eremiten“ für seinen Landschaftsgarten suchte, um die künstliche Parklandschaft zu beleben und zu schmücken. Da der historische Landschaftsgarten und heutige Wohnviertel häufig gleichermaßen Inszenierungen einer Illusion von Natur sind, war Gathers Idee geboren: Für den Edelsteingarten würde er nach dem historischen Vorbild einen Schmuckeremiten suchen. Seine Stellenanzeige in der Fachzeitschrift „Kunstforum“ forderte „professionelle Künstler*innen/ und Performer*innen“ auf, einen Vorschlag für eine Intervention zu entwickeln, die sich mit den Sehnsüchten und Träumen der Bewohnerinnen und Bewohner befasst.

    Sechs Performerinnen und Performer bewarben sich für die Rolle und stellten sich in einem öffentlichen Casting im August 2022 mit kurzen Aktionen vor. Die Jury, der auch Anwohnerinnen und Anwohner des Edelsteingartens angehörten, kürte schließlich Tanja Kodlin und Ramon Graefenstein mit ihrem Projekt „Safari“ als künftige Schmuckeremiten.

    Am 8. November gibt Oliver Gather einen kurzen Rückblick auf die bisherige Entwicklung seines Projektes und wird mit den designierten Schmuckeremiten Kodlin und Graefenstein zusammen einen Ausblick auf die für den 18. November geplante Performance geben.

    18:00 UHR | KULTUR- UND MEDIENZENTRUM | KLEINER SAAL | KULTURABTEILUNG

  • SAFARI Samstag, 18.11, ist 16:00, Edelsteingarten Pulheim, Treffpunkt am Parkplatz Saphirallee.

    Tanja Kodlin und Ramon Graefenstein erkunden in ihren gemeinsamen Projekten das Verhältnis von Bildhauerei und Tanz, die Gleichzeitigkeit von Balance und Ungleichgewicht, von Masse und Leichtigkeit.

    Das Schmuckeremiten-Casting im August 2022 entschieden sie mit ihrer Performance „Safari“ für sich, in der sie das zeitgenössische Dilemma von Ortsgebundenheit, dem Bedürfnis nach einem sicheren Eigenheim und der Sehnsucht nach Mobilität thematisierten.

    Am 18. November werden sie ein weiteres Mal im Edelsteingarten zu sehen sein und ihre neue Performance aufführen, die sie als designierte Schmuckeremiten entwickelt haben.

    Aktuell sind die beiden Schmuckeremiten im Edelsteingarten unterwegs um Geräusche einzufangen die den Alltag der Siedlung prägen. Daraus wird eine experimentelle Komposition entstehen, welche die Träume der Edelsteinsiedler widerzuspiegeln sucht. Zu sehen und zu hören wird „Safari“ am 18. November im Edelsteingarten sein. Filmisch begleitet wird das Projekt vom Künstler Oliver Gather

  • Mit dem verheißungsvollen Siedlungsnamen „Edelsteingarten“ im Ohr, untersuchte der Künstler Oliver Gather die Wohnsehnsüchte der Bewohner*innen eines „ganz normalen“ Eigenheimviertels im Pendlereinzugsbereich von Köln.

    Die Recherche führte Oliver Gather zu den „Schmuckeremiten“, die ab dem 18. Jh. von englischen Adeligen als lebender Schmuck für ihre Landschaftsgärten angeheuert wurden. Englischer Landschaftsgarten und Edelsteingarten sind gleichermaßen Inszenierungen einer Illusion von Natur. Die Figur des Schmuckeremiten sollte das Naturbild seiner Zeit vervollständigen und wird nun in die suburbane Eigenheimsiedlung übertragen. Wie kann ein*e heutige Schmuckeremit*in schlüssig in den Edelsteingarten intervenieren? Welche nicht gelebten oder unerfüllten Sehnsüchte und Gefühle kann er*sie im Edelsteingarten verkörpern? Wie bei den Vorgängerprojekten des 18. Jh. wird mit einer Stellenausschreibung nach Performer*innen gesucht, die sich dieser Rolle gewachsen fühlen. 7 Bewerber*innen (Alejandra Baltazares, Thomas Bernstein, Michael Cichon, Ramòn Graefenstein, Stefanie Klingemann, Tanja Kodlin, Konstantin Leonhard) entwickeln performative Interventionen für den Edelsteingarten. In einem öffentlichen Casting wählen die Anwohner*innen einen der Vorschläge zum Antritt der Stelle als Schmuckeremit*in aus

  • Constantin Leonhard

    Constantin Leonhard Miraculous things heard...
    Wundersame Dinge von denen man gehört hat...

    Durch meine Bewegungsund Stimmimprovisation spüre ich dem inneren Diamanten nach und lasse ihn aufleuchten. Als Schmuckeremit praktiziere ich täglich und lade dazu ein, den Edelsteingarten als einen Ort innerer Wertschätzung und Anbindung neu kennen zu lernen.

  • Thomas Bernstein

    Mauseremit
    Im Garten von Herrn Riese: auf allen vieren krabbelnd, mir Badetücher vom Leibe ziehen, diese befeuchten, auswringen und über die Gartenmöbel der Terrasse ausbreiten.

  • Alejandra Baltazares

    La Limpia Die Reinigung
    Die Limpias sind in der mexikanischen Kultur weit verbreitete Rituale, deren Ursprünge auf die präkolumbianische Zeit zurückgehen und bei denen eine Heilerin oder ein Schamane verschiedene natürliche Elemente wie Rauch, Kräuter, Blumen und Gebete einsetzt, um eine Reinigung durchzuführen. Für die Performance verbinde ich das Konzept des Eremiten mit La Bruja (der Heilerin) aus meiner eigenen Kultur und lade die Bewohner*innen ein, an einer Limpia teilzunehmen und sie um Rat zu fragen.

  • Tanja Kodlin / Ramòn Graefenstein

    Der im Rechteck verlaufende Granatweg im Herzen des Edelsteingartens wird exemplarischer Verhandlungsort einer Inszenierung zweier Zustände: Schwankend zwischen Bewegung und Stillstand, Erholung und Wiederholung. Vor Ort begegnen sich zwei Gegensätze, die zum einen dem Bedürfnis nach einem sicheren Eigenheim nachkommen und zum anderen die Notwendigkeit und Sehnsucht wachsender Mobilität verlangen. Das sich daraus entwickelnde Dilemma von Ortsgebundenheit und Mobilität ist Gegenstand dieser performativen Intervention.

  • Stefanie Klingemann

    Schmucke Schnuckis
    Im Edelsteingarten haben die Bewohner*innen neben ihrem schönen Haus, den großartigen Kindern, den wertvollen gepflegten Autos zumeist auch einen Hund, der das vorherrschende Wertesystem als vierbeiniger Familienmitglied vervollständigt. Es gibt Orte für Hundetreffen am Roten Weg, die Vierbeiner fördern den Austausch. Welcher „schmucke Schnucki“ ist der Schönste? Ich lade zum Schönheitswettbewerb ein, in dem das „schönste Maskottchen“ der Siedlung gewählt wird.

  • Michael Cichon

    Hauszeichnungen

    Oft blickte man früher in den Häusern zwischen Neuss und Köln beim Eintritt in den Flur auf ein gerahmtes Bild, in dem eine Luftbild-Fotografie des gleichen Hauses hing. Oft war die Fotografie mit einem Zusatz versehen wie „Luftbildfreigabe Nr. ....“, der wohl noch ein Relikt aus der Zeit war, in der Aufnahmen aus dem Flugzeug eine militärische Bedeutung hatten. So kam der Gedanke, diese Tradition friedlich anzupassen und wir empfehlen Ihnen dazu herzlichst eine Zeichnung ihres Hauses von Herrn Michael Cichon aus Stuerzelberg. Wir hoffen sehr, daß es den Besitzer*innen ebenso viel Glück und Stolz auf sein Haus empfinden lässt.